Zwei Scharten und drei 3000er - Schernerskopf-Kreuzspitze-Tulpscharte-Tulpspitze-Zopetscharte

Zugegeben: das mit den drei Dreitausendern klingt ein wenig übertrieben, liegt doch der Schernerskopf (3.043 m) ohnehin am Steig zur Kreuzspitze (3.164 m). Aber wir überschreiten in der Tat mit der Tulpspitze (3.054 m) auf dieser Tour einen dritten Dreitausender.

Toureninfo
Sehr anspruchsvolle und ernste Tour! Es empfiehlt sich, vorher auf der Sajathütte zu übernachten, dann ist man auf den heiklen Passagen noch einigermaßen frisch, und es wird eine passable Tagestour. Varianten mit Aufstieg aus dem Tal (und Abstieg) könnten zuviel für eine Tagestour sein!
Mögliche Varianten:

  1. Start- und Zielpunkt Sajat­hüt­te: 6 – 7 h
  2. Start- und Zielpunkt Bichl: 9½ – 10 h
  3. Start in Bichl, Ziel Jo­han­nis­hütte (danach Hüt­ten­taxi): 8 – 9½ h
  4. Start und Ziel Parkplatz Wall­horn (Bodenalm): ca. 10 h

Schwierigkeiten: Das kurze, fast senkrechte und ausgesetzte Wand­stück im Klettersteig Schernerskopf – Kreuzspitze erfordert Beherztheit! Ebenfalls sehr luftig (aus­gesetzt) ist der Abstieg von der Tulpspitze zur Zopetscharte! In beiden genannten Passagen ist Selbstsicherung mit einem Klettersteigset möglich!
Absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und die richtige Selbsteinschätzung sind über­le­bens­wichtig! Die Tour erfordert, dass man sich in al­len alpinen Geländeformationen (inklusive Schnee­fel­dern!) absolut sicher bewegen kann. Für die Über­schreitung der Tulpspitze sind – besonders im Ab­stieg – Kletterkenntnisse und Erfahrung mit Selbst­sicherung (Klettersteigset) von Vorteil. Nur für wirklich Geübte!

Ausrüstung
Klettersteigset und Helm empfohlen!
Aus meinem Tourenbuch
Meine Erfahrungen mit dieser Bergtour lest ihr in einem ausführlichen
SymbolTourenbericht.
Mögliche Stationen
Mehr Details
Die vorgestellte Tour berührt Passagen, die hier aus­führlich dargestellt werden:
Symbol GipfeltourGipfeltour Kreuzspitze; der Abstieg zur Tulpscharte ist in der Abstiegsvariante erwähnt.
Die SymbolZopetscharte ist als Tour von der Jo­han­nis­hütte zur Eisseehütte beschrieben.
 

Wie bei der Beschreibung der Gipfeltour zur Kreuzspitze aus­ge­führt, erklimmen wir über den Klettersteig aus dem Sajatkar heraus in 2 bis 2½ Stunden Schernerskopf und Kreuzspitze. Von dieser aus wenden wir uns nach Norden und steigen über lockeres Gestein, das gelegentlich von Alt­schnee­feldern durchsetzt ist, in etwa einer halben Stunde zur Tulpscharte (2.948 m) hinab. Hier können wir – falls uns die Überschreitung der Tulp­spitze doch zu fetzig erscheint – entweder zur Johannishütte absteigen oder nach Erreichen des Venediger Höhenwegs unter Umgehung der Tulpspitze zur Zopetscharte queren.

Die Tulpspitze steht nun als sehr schroffe, dunkle Pyramide vor uns. Gut gestuft, aber nicht immer sehr deutlich markiert, geht es ohne große An­strengung auf den sehr schmalen Gipfel (Stein­mann) dieses Dreitausenders mit schönen Tief­blicken ins Timmeltal und hinüber ins Hin­ter­bichler Dorfertal. Quasi in Spuckweite entdecken wir die nur knapp 100 m tiefer liegende Zopetscharte, die unser nächstes Ziel darstellt.

Diese 100 Meter haben es aber in sich! Sehr steil und luftig fällt die Tulpspitze nach Norden hin ab! Die reichlich vorhandenen Seilsicherungen be­ruhi­gen etwas und bieten eine gute Möglichkeit der Selbstsicherung mit einem Klettersteigset. Den­noch erweist sich das Abklettern in ausgesetztem Gelände durchaus als anspruchsvoll. Der Fels ist gut und griffig, aber zwischendrin sind immer wieder lockere Steine versteckt, die einem Griff oder einem Tritt nicht unbedingt Stand halten. Äußerste Sorgfalt und Vorsicht sind angesagt! Jeder Meter hinab muss mit hoher Konzentration erkämpft werden, zumal die Seilsicherungen nicht unbedingt immer die klettertechnisch leichteste Variante markieren. Dennoch muss ich von einem Verlassen der Route dringend abraten, die Ab­sturzgefahr ist zu groß!

Je nachdem, wie gut man im Abklettern ist, erreicht man nach ½ bis 1 Stunde die Zo­pet­scharte (2.958 m), die zu einer kleinen Rast genutzt werden sollte: man kann hier den Adre­na­linspiegel wieder auf Normalwerte sinken lassen. Ein Rückblick auf die schroffe Tulpspitze kann dir dann noch einmal die Nackenhaare etwas aufstellen.

Der weitere Abstiegsweg nach dieser fetzigen Überschreitung wird davon abhängig sein, von wo aus man aufgestiegen ist, bzw. wie viel Zeit man noch investieren kann. Über den Venediger Hö­henweg können wir in etwa 1½ Stunden zur Johannishütte und von dort aus in weiteren 1½ Stunden ins Tal absteigen (oder das Hüttentaxi bemühen). Ebenfalls zwei Mal 1½ Stunden benötigt der Abstieg über Eisseehütte zur Bo­den­alm, eine Variante, die zum Zuge kommen wird, falls das Auto auf dem Parkplatz Wallhorn steht.

Zur Sajathütte geht es nach dem Abstieg von der Zopetscharte über den Timmeltalhöhenweg und das «Fenster» bei zügigem Schritt in etwa 2½h.