Zugegeben: das mit den drei Dreitausendern klingt ein wenig übertrieben, liegt doch der Schernerskopf (3.043 m) ohnehin am Steig zur Kreuzspitze (3.164 m). Aber wir überschreiten in der Tat mit der Tulpspitze (3.054 m) auf dieser Tour einen dritten Dreitausender.
Mögliche Varianten:
- Start- und Zielpunkt Sajathütte: 6 – 7 h
- Start- und Zielpunkt Bichl: 9½ – 10 h
- Start in Bichl, Ziel Johannishütte (danach Hüttentaxi): 8 – 9½ h
- Start und Ziel Parkplatz Wallhorn (Bodenalm): ca. 10 h
Schwierigkeiten: Das kurze, fast senkrechte und ausgesetzte Wandstück im Klettersteig Schernerskopf – Kreuzspitze erfordert Beherztheit! Ebenfalls sehr luftig (ausgesetzt) ist der Abstieg von der Tulpspitze zur Zopetscharte! In beiden genannten Passagen ist Selbstsicherung mit einem Klettersteigset möglich!
Absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und die richtige Selbsteinschätzung sind überlebenswichtig! Die Tour erfordert, dass man sich in allen alpinen Geländeformationen (inklusive Schneefeldern!) absolut sicher bewegen kann. Für die Überschreitung der Tulpspitze sind – besonders im Abstieg – Kletterkenntnisse und Erfahrung mit Selbstsicherung (Klettersteigset) von Vorteil. Nur für wirklich Geübte!
Tourenbericht.
Gipfeltour Kreuzspitze; der Abstieg zur Tulpscharte ist in der Abstiegsvariante erwähnt.
Die Zopetscharte ist als Tour von der Johannishütte zur Eisseehütte beschrieben.
Wie bei der Beschreibung der Gipfeltour zur Kreuzspitze ausgeführt, erklimmen wir über den Klettersteig aus dem Sajatkar heraus in 2 bis 2½ Stunden Schernerskopf und Kreuzspitze. Von dieser aus wenden wir uns nach Norden und steigen über lockeres Gestein, das gelegentlich von Altschneefeldern durchsetzt ist, in etwa einer halben Stunde zur Tulpscharte (2.948 m) hinab. Hier können wir – falls uns die Überschreitung der Tulpspitze doch zu fetzig erscheint – entweder zur Johannishütte absteigen oder nach Erreichen des Venediger Höhenwegs unter Umgehung der Tulpspitze zur Zopetscharte queren.
Die Tulpspitze steht nun als sehr schroffe, dunkle Pyramide vor uns. Gut gestuft, aber nicht immer sehr deutlich markiert, geht es ohne große Anstrengung auf den sehr schmalen Gipfel (Steinmann) dieses Dreitausenders mit schönen Tiefblicken ins Timmeltal und hinüber ins Hinterbichler Dorfertal. Quasi in Spuckweite entdecken wir die nur knapp 100 m tiefer liegende Zopetscharte, die unser nächstes Ziel darstellt.
Diese 100 Meter haben es aber in sich! Sehr steil und luftig fällt die Tulpspitze nach Norden hin ab! Die reichlich vorhandenen Seilsicherungen beruhigen etwas und bieten eine gute Möglichkeit der Selbstsicherung mit einem Klettersteigset. Dennoch erweist sich das Abklettern in ausgesetztem Gelände durchaus als anspruchsvoll. Der Fels ist gut und griffig, aber zwischendrin sind immer wieder lockere Steine versteckt, die einem Griff oder einem Tritt nicht unbedingt Stand halten. Äußerste Sorgfalt und Vorsicht sind angesagt! Jeder Meter hinab muss mit hoher Konzentration erkämpft werden, zumal die Seilsicherungen nicht unbedingt immer die klettertechnisch leichteste Variante markieren. Dennoch muss ich von einem Verlassen der Route dringend abraten, die Absturzgefahr ist zu groß!
Je nachdem, wie gut man im Abklettern ist, erreicht man nach ½ bis 1 Stunde die Zopetscharte (2.958 m), die zu einer kleinen Rast genutzt werden sollte: man kann hier den Adrenalinspiegel wieder auf Normalwerte sinken lassen. Ein Rückblick auf die schroffe Tulpspitze kann dir dann noch einmal die Nackenhaare etwas aufstellen.
Der weitere Abstiegsweg nach dieser fetzigen Überschreitung wird davon abhängig sein, von wo aus man aufgestiegen ist, bzw. wie viel Zeit man noch investieren kann. Über den Venediger Höhenweg können wir in etwa 1½ Stunden zur Johannishütte und von dort aus in weiteren 1½ Stunden ins Tal absteigen (oder das Hüttentaxi bemühen). Ebenfalls zwei Mal 1½ Stunden benötigt der Abstieg über Eisseehütte zur Bodenalm, eine Variante, die zum Zuge kommen wird, falls das Auto auf dem Parkplatz Wallhorn steht.
Zur Sajathütte geht es nach dem Abstieg von der Zopetscharte über den Timmeltalhöhenweg und das «Fenster» bei zügigem Schritt in etwa 2½h.