Über die Zopetscharte - knapp am 3000er kratzen!

Die Zopetscharte (2.958 m) ist eine schroffe Felskante, die den Übergang zwischen dem Hinterbichler Dorfertal und dem Timmeltal ermöglicht. Wer diese anspruchsvolle Bergtour unter die Stiefel nimmt, kratzt auch schon mal ganz knapp an der Dreitausendmetergrenze.

Toureninfo
Wilde und stramme Tagestour! Gute Ausdauer erfor­der­lich, lange Gehzeit, keine Ab­kür­zung mög­lich! Höhe beachten! Die Tour kratzt an der 3.000m-Grenze!
Zeiten: Johannishütte – Zo­pet­schar­te 2½h; Scharte – Eis­see­hütte 1½h; Eis­see­hütte – Bodenalm 1½h; Bodenalm – Hinterbichl 1¾h.
Höhenmeter: Johannishütte – Zopetscharte ca. 840m Aufstieg; Scharte – Eisseehütte ca. 440m Abstieg, Eisseehütte – Bodenalm ca. 570m Abstieg, Bodenalm – Hinterbichl ca. 600m Abstieg.
Schwierigkeiten:
Eine sehr steile und teilweise fast schon aus­gesetzte Passage im Abstieg direkt unter der Zo­petscharte ist nicht jedermanns Sache! Nach­dem ich schon mehrfach völlig Verängstigte hier treffen musste, bewerte ich die Tour etwas kritischer als früher! Diese Stelle ist jedoch die einzige, die Angst machen kann!
Lange Strecken im letzten Teilstück vor der Schar­te gehen über unwegsames, «unfreundliches» Ge­lände. Beim Abstieg ins Timmeltal ist am steilen Anfang wegen des rutschigen Untergrundes äußer­ste Sorgfalt geboten (Seilsicherung) und Tritt­sicherheit erforderlich. Achtung: Dieses Stück ist oft bis in den Sommer hinein verschneit oder gar vereist!
Aus meinem Tourenbuch
Einen etwas abenteuerlichen Verlauf dieser Tour lest ihr in meiner Geschichte
SymbolDer Zorn der Zopetscharte
Impressionen
Stationen
Varianten

Der Rückweg kann von der Eisseehütte mit zwei Va­rian­ten über dem Timmeltal etwas gedehnt werden. Beide Alternativen bedeuten etwa ½h – ¾h Mehr­auf­wand:

  1. Statt von der Eisseehütte direkt ins Tim­mel­tal abzusteigen, kann man links ein Stück des Venediger Höhenwegs zur Bonn-Matreier Hütte unter die Stiefel nehmen. Kurz bevor der Steig das Timmeltal verlässt, geht es steil nach unten zur Ochsnerhütte auf der Wallhornalm. Von dort aus zur Bodenalm oder über den Bach und weiter über’s «Mäuerle» auf den Wiesachweg nach Bichl.
  2. Auf der anderen Talseite führt ein etwas her­ber Höhensteig Richtung Sajathütte zum so genannten Fenster am Ausgang des Timmeltals. Von dort aus dann hinunter zur Ochsnerhütte und entweder über die Bodenalm oder das «Mäuerle» nach Bichl und Hinterbichl.

Beide Varianten sind sinngemäß bei der
SymbolTimmeltal-Höhentour beschrieben.

 

Der Tag wird lang! Wir fahren von Hinterbichl aus mit dem Hüttentaxi zur Johannishütte (2.120m). Dadurch gewinnen wir etwa 1½h und ersparen uns auch den wenig idyllischen Aufstieg über den Fahrweg an den Steinbrüchen entlang.

Direkt neben der Hütte gehen wir rechts weg auf den Venediger Höhenweg, der zur Eisseehütte beschildert ist. Er ist für die erste Drei­vier­tel­stunde mit dem Weg zur Sajathütte über die Sajatscharte identisch, erst ein bedeutendes Stück oberhalb gabelt sich der Steig. Wo früher ein verwitterter und leicht übersehbarer Holz­weg­weiser in Bodennähe herumlag, «ziert» in­zwischen eines der in ganz Tirol üblichen, grellen Metallschilder die Abzweigung.

Es geht nach links weg, man erkennt norma­ler­weise auch ohne Wegweiser den Steig, der wie üblich mit roten Punkten markiert ist. Wir folgen jetzt weiter dem Venediger Höhenweg durch eine stetig ansteigende, karge Mattenlandschaft, die sich vor uns genau in einem Maße aufwölbt, dass die weitere Wegführung immer nur ein kleines Stück weit einzusehen ist und man nach jeder Schleife und Biegung verwundert feststellt, dass es immer noch höher geht.

Endlich treten wir nach einer Linkskurve in ein imposantes Hochtal. Der Weg wird schmaler und rauer, dafür wird die Steigung für ein Weilchen etwas gemütlicher. An einer trockenen, fels­durch­setzten Bergflanke mit etwas rutschigem Un­ter­grund steigen wir stetig nach oben und gelangen immer höher über den rechts liegenden Karboden unterhalb der Nordabstürze der Kreuzspitze. Wir passieren den Abzweig zum Normalanstieg auf diesen Dreitausender und haben jetzt schon eine Zeitlang die Zopetscharte vor Augen, die aber gar nicht recht näher kommen will!

Eine knappe halbe Stunde vor der Scharte endet der gebahnte Weg, und es geht nun über ein grobes Blockfeld weiter. Rote Markierungen auf den Steinen deuten die Wegführung an, aber verlaufen kann man sich hier nicht mehr, die Scharte ist jetzt zum Greifen nah aber noch immer ein paar schweißtreibende Höhenmeter über uns. Die Nähe der Dreitausenmetergrenze macht sich bemerkbar – die Luft wird spürbar dünner, was einen schon ein wenig ins Schnaufen bringen kann.

Etwa 2½h nach dem Aufbruch von der Jo­han­nishütte haben wir den höchsten Punkt unserer heutigen Tour erreicht. An schönen Tagen ist es auf der Scharte meist recht voll, und es ist nicht ganz einfach, auf dem begrenzten Platz eine passable Stelle zum Rasten zu finden. Wer etwas länger hier oben verweilen möchte, kann sich vor­sichtig etwas südwärts auf einen Hügel verziehen.

Jetzt genießen wir seltene Blicke in den Schluss des Timmeltals mit der Eisseehütte (2.521 m) und dem etwas darüber liegenden versteckten Eissee (2.660 m). Im Süden baut sich pyramidenförmig die Tulpspitze (3.054 m) auf, die von der Scharte aus über einen luftigen und nicht ganz einfachen Steig erklettert werden kann.

Nach einer ausgiebigen Rast machen wir uns äußerst vorsichtig an den steilen Abstieg. Es geht von der Scharte fast spektakulär in die Tiefe: der Steig ist an einige Stellen nur fußbreit und er­for­dert einige große Schritte. Rechts geht es eine ziemliche Strecke nahezu senkrecht in die Tiefe, und vielen kommt wahrscheinlich die durchgängig angebrachte Seilsicherung sehr gelegen.

Nach einer halben Stunde ist das Schlimmste vorbei, und es geht in angenehmem Gefälle über einen holprigen aber gut ausgebauten Steig ein Stück ins Timmeltal hinein auf den oberen Talboden. Hier überschreiten wir nun den – je nach Wetter- und Niederschlagsbedingungen – mehr oder weniger verzweigten Oberlauf des Tim­mel­bachs gelegentlich etwas abenteuerlich auf wackligen Steinen oder wenig Vertrauen er­we­cken­den Holzbrettern.

Auf der anderen Seite des Bachs geht’s dann talauswärts und ohne Steigung links um eine Bergflanke herum zur Eisseehütte, wo sich Ge­le­gen­heit zu einer deftigen Jause ergibt.

Den Rückweg nach Hinterbichl können wir über die Bodenalm führen oder etwas kürzer zunächst weiter rechtsseitig des Timmelbachs und nach dessen Überschreitung über das «Mäuerle»; in beiden Fällen stoßen wir auf den Wiesachweg, der uns nach Bichl bringt. Von dort aus können wir über den Höhenweg oder nach Abstieg ins Tal auch an der Isel entlang nach Hinterbichl wandern.