Wallhorntörl 3.045 m - Famose Gletscheraussicht!

Ja, es sind nur etwa 9 Kilometer Hori­zon­tal­entfernung von der Bodenalm bis zum Wall­horntörl zurück zu legen, aber die «paar» Ki­lo­meter haben es in sich!

Toureninfo
Sehr anstrengende Ganztagestour mit reichlich Hö­henmeter und ggf. einigen Schnaufern in 3.000m Höhe. Sehr gute Ausdauer erforderlich!
Zeiten: Bodenalm – Wallhorntörl: 4 bis 5 h (je nach Weg­be­schaffenheit und Kondition);
Höhenmeter: ab Bodenalm ca. 1.100 m.
Schwierigkeiten: Für Geübte! Der Steig kann ganz einfach, aber sehr schnell auch ziemlich «haarig» sein, wenn nämlich Neuschnee vorhanden ist. Die ohnehin spärlich vorhandenen Markierungen sind dann nicht zu sehen, und man muss die Steinmänner als Wegpunkte nehmen. Orientierungsvermögen und ein Blick für den Weg sind wichtig: Verirren ist durchaus möglich! In der Muldenflanke direkt vor dem Törl liegt meist auch im Sommer ein recht abschüssiges Schnee­feld. Nicht jedermanns Sache…
Stationen
Variante
Standardroute: Die Weg­beschreibungen ande­rer Veröffentlichungen be­zie­hen sich meist auf die Standardroute von der Bo­denalm über die Eissee­hütte. Hier wendet man sich nach der ersten Que­rung des Timmelbaches nicht Richtung Sajathütte sondern direkt der Eissee­hütte zu. Es geht am Tal­boden des Timmeltals ent­lang und vor der Hütte über eine Steilstufe. Die Zeit­ersparnis beträgt etwa eine halbe Stunde, dafür ist der Weg – gerade bei feuchten Verhältnissen – nicht sehr gut.
Impressionen
Im Lesebuch…
 

Es ist ratsam, sich recht früh am Parkplatz Wallhorn unterhalb der Bodenalm einzufinden: der Tag wird lang!

Wir wenden uns Richtung Eisseehütte und über­schreiten eine gute halbe Stunde nach der Bodenalm den Timmelbach; hier müssen wir eine Entscheidung treffen. Die klassische Variante führt von hier aus direkt zur Eisseehütte (knapp 2 Std.), ich bevorzuge aber den «besseren» Weg über das «Fenster» und den Timmeltalhöhenweg (etwa ½h Umweg).

Mäßig steil geht es Richtung Sajathütte; man kann zügig ausschreiten und gewinnt dabei merklich an Höhe.

Kurz vor dem legendären Aussichtsplatz mit Bank am «Fenster» geht es nach rechts auf den Tim­meltalhöhenweg, der anfangs ziemlich gemütlich taleinwärts führt. Nur gelegentlich sind ein paar kurze Steilstufen zu überwinden, einige Male wird der Steig auch recht schmal und man muss etwas vorsichtig sein.

Knapp vor der Eisseehütte überschreiten wir erneut den Timmelbach, lassen die Hütte für den Hinweg rechts liegen und wandern fast eben weiter in den Talhintergrund hinaus.

Fast mitten im hier recht breiten Bachbett steht ein Wegweiser, der uns Zopetscharte bzw. Wall­horntörl ansagt. Wir folgen dem ausgewiesenen Steig, der nun eine ganze Zeit über große Fels­blöcke mitten durch das Bett des Timmelbaches führt, das je nach Wetter und Jahreszeit mehr oder weniger gefüllt ist. Große rote Punkte zeigen uns den günstigsten Weg ohne nasse Füße.

Am Ende dieser Felsblockstrecke beginnt das steilste Stück der gesamten Tour. Über eine Moränenzunge führt der Weg herzhaft nach oben, auch die gnädigerweise angelegten Serpentinen nehmen der Anstrengung kaum etwas weg.

Nach dieser «Schinderei» wird es entlang einer geschützten Mulde mit einem dunklen Tümpel kurzzeitig etwas gemütlicher, aber schon gleich kommen die nächsten Anstrengungen auf uns zu: es wird nämlich wieder steiler und zudem ten­denziell wegloser. Wie «schlimm» es nun wird, hängt zu einem Großteil von den Wetter- bzw. Bodenverhältnissen ab. Fast immer liegt hier oben Altschnee, und wenn es gar die Tage zuvor frisch geschneit hat, wird das Aufspüren des richtigen Wegs u. U. etwas schwierig. Wenn wir Glück haben, steigen vor uns schon Wanderer auf und wir nutzen die frisch getretene Spur, andernfalls gilt es, nach den Steinmännern Ausschau zu halten und irgendwie zwischen denen nach oben zu steigen.

Nach mehreren steinigen Kuppen, die nach und nach zu übersteigen sind, erblicken wir endlich oberhalb einer weiten, meist mit Schmelzwasser angefüllten Mulde, in die eventuell noch ein Schneefeld hineinreicht, unser Tagesziel, noch etwa 100 m über uns. Durch lockeres Gestein und Schnee stapfen wir weiter, und diese letzte Viertelstunde bringt uns nun endlich über die 3.000m-Grenze, und wenn wir das letzte Stück nicht zu hastig gestiegen sind, können wir gleich ohne großes Verschnaufen die überraschende Aussicht genießen.

Kaum haben wir den letzten, großen Steinmann erreicht, tritt das gewaltige Gletscherdach des Großvenedigers ins Blickfeld, der sich hier aus einer ganz ungewohnten Perspektive präsentiert.

Wir sehen das Gipfelkreuz und erkennen auch deutlich die Zickzackspur, die über den schnee­bedeckten Gletscher führt. Das Defreggerhaus scheint nur einen Steinwurf entfernt, und unten erblicken wir das schroffe Zettalunitzkees. Auf­fal­lend sind hier die vielen Spuren, die von Steinschlägen herrühren. Wenn es warm ist, kann es sein, dass wir mehrfach ein Klackern und Poltern hören: dann ist wieder einmal ein Brocken aus der Wand der Weißspitze gebrochen und rollt über den Gletscher, eine deutliche Spur hinter­lassend.

Der Weg war weit und lang, dennoch sollte man sich Zeit lassen, die schönen Ausblicke zu ge­nießen! Wenn man sich an der Gletscherwelt um den Großvenediger herum satt gesehen hat, wird man auch die weit schweifende Aussicht nach Sü­den auf sich wirken lassen. Nach und nach erkennst du die Einzelheiten: Da ragt die dunkle Spitze des Lasörlings fast zierlich in den Himmel – fast gleich hoch: nur gute 50 m höher als unser Standort ist dieser Gipfel! Etwas näher steht das dunkle Massiv der Kreuzspitze, die Zopetspitze ist greifbar nah, und die schroffen Nadeln der Gas­tacher Wände führen direkt zum Wallhorntörl her­über. Jenseits einiger Bergkämme leuchtet im Südwesten die Rötspitze mit ihrem markanten Firndreieck, und auch die beiden Simonyspitzen sind gut auszumachen.

Es fällt schwer, Abschied zu nehmen, aber auch der Rückweg ist lang! Bei zügigem Schritt sollten wir mit 3 Stunden rechnen, bis wir wieder auf der Bodenalm bzw. am Parkplatz sind.

Der Abstieg geht in die Knochen! Die weglosen Passagen bedürfen einiger Aufmerksamkeit, und wenn wir die Trittspur vom Herweg verlieren, machen wir womöglich den einen oder anderen überflüssigen «Schlenker».

Auf dem Rückweg ist die Eisseehütte sicherlich eine willkommene Zwischenstation. Um sie auf­zusuchen, dürfen wir nicht den Anstiegsweg einschlagen sondern laufen geradewegs fast eben zur Hütte hinüber. Und nach einer Rast können wir dann auch den Normalweg nehmen, der steil ins Timmeltal hinabführt. Bei feuchtem Untergrund ist dieser Steig etwas unangenehm, und weiter unten müssen wir damit rechnen, mit den fallen gelassenen Naturprodukten der vier­beinigen Einheimischen reichlich Bekanntschaft zu machen.