Eine unvergessliche Rodelpartie - Ein nächtliches Abenteuer - Teil 1

Mitten in der Nacht von der Bodenalm ins Tal hinab zu rodeln, erfordert offensichtlich mehr als nur Trinkfestigkeit…

Im Geländebus sind Vorfreude und Spannung fast zu riechen! Die Scheiben des überfüllten Fahrzeugs sind stark beschlagen und an einigen Fensterecken beginnen sich kleine Eisblumen zu bilden. In der glasklaren Winternacht macht es keine Probleme, den gut verschneiten Fahrweg zur Bodenalm zu sehen.
Der Bus gibt sein letztes, von draußen fällt das monotone Klirren der Schneeketten und das Rattern der hinten angehängten Schlitten in das Geplappere der aufgeregten Fahrgäste.

«Eine nächtliche Schlittenpartie von der Bodenalm ins Tal ist mit das schönste, was ihr im Winterurlaub erleben könnt», hatte der Gastgeber versprochen und fleißig alles organisiert. Eine eingeschworene Schar von Hausgästen fieberte seit Tagen diesem Ereignis entgegen und war selbstverständlich freundlich genug, den älteren Herrn, der gegen Abend nachgefragt hatte, in den Kreis der Rodler aufzunehmen.

«Jetzt geht’s nit mehr!» verkündet der Fahrer, und nach einem letzten Aufheulen des Motors und dem schabenden Geräusch der durchdrehenden Reifen, steckt der Bus im tiefer werdenden Schnee fest.

Während die Männer schnaufend und schwitzend dabei helfen, den Bus umzudrehen, damit er wieder talwärts fahren kann, stapfen die Frauen und Kinder mit den Schlitten langsam Richtung Bodenalm, wo sie in etwa zwanzig Minuten ankommen sollen. Der ältere Herr ist zurückgeblieben und schließt sich jetzt den Männern an, die nun zügigen Schrittes ebenfalls bergan gehen. An der Spitze und am Ende der kleinen Kolonne helfen zwei funzelige Stirnlampen bei der Orientierung.

Die Nachhut hat es schwer! Mehr als einmal muss der ältere Herr stehen bleiben, weil ihm die Luft ausgeht. Erst als der letzte auch seinen Schlitten hinter sich herzieht, kommt die Kolonne einigermaßen zügig voran.

Im Gastraum der Bodenalm geht es schon zünftig einher, als die Männer endlich ankommen. Nach der klirrenden Kälte auf dem Weg schlägt ihnen die warme Luft der gut geheizten Stube wie eine Mauer entgegen. Schnell haben die ersten Weißbierchen den Weg durch die durstigen Kehlen gefunden. Punsch, Glühwein und so manches Schnapserl lassen die fröhlichen und übermütigen Rodler in den nächsten zwei Stunden nicht auf dem Tisch verkommen.

Gegen elf ist der Aufbruch angesagt. Während die jungen Burschen draußen schon ungeduldig mit den Schlitten herumrutschen, braucht der ältere Teil der Gruppe ein Weilchen, um sich im Vorraum mit all den Schals, Mützen, Daunenjacken und Fäustlingen wintergerecht zu bekleiden. Und sie müssen dem älteren Herrn ein wenig helfen, der mit seinem dicken Winterzeug überhaupt nicht zurecht kommen will. Schnell sind Vorhut und Nachhut bestimmt, die wenigen Stirnlampen gleichmäßig verteilt, und nach den ersten vorsichtigen Rutschern geht es endlich Richtung Tal.

Rums – Rums – Rums: es wundert niemanden, dass die übermütigen Kinder schon bei der ersten schärferen Kurve mit Purzelbäumen in den hohen Schneewehen landen. Sie lachen und stecken die Erwachsenen, die sich wenige Augenblicke später wieder versammelt haben, mit ihrer guten Laune an. Die Kinder drängen schnell weiter, und als die anderen gerade folgen wollen, vermisst man den älteren Herrn. Ein paar Meter zurück finden sie ihn. Neben einem völlig geraden Stück ohne bedeutendes Gefälle liegen Schlitten und Rodler regungslos im Schnee.

«Ich bin wohl umgefallen», meint der Herr mit schwerer Zunge sinnigerweise und muss von zwei Männern gezogen werden, damit er wieder auf die Beine kommt. Irgendwie erweckt er den Eindruck, dass er gerade ein Nickerchen gehalten hat. «Du fahrschd jetzt direkt vor mir!» ordnet der Gastgeber an, der mit einer starken Lampe die Nachhut bildet, und während die jungen Leute bereits kreischend und lachend aus der nächsten Kurve geflogen sind, rutschen die Nachzügler gemächlich weiter.

Rums – der ältere Herr hat sich etwas zu weit nach hinten gesetzt, der Schlitten geht vorn in die Höhe und schon liegt der Herr wieder rücklings im Schnee.


Rodelpartie Teil 2…